Von
Lasham zurück hieß es gleich wieder die Koffer packen:
Die
DRF Luftrettung wollte mich auch mal sehen. Im August und September war ich
ganze 20 Tage zu Hause. Die restliche Zeit verbrachte ich in Bad Berka und
Regensburg.
Im
August hatte ich noch zwei schöne Flugtage mit der EB 28 edition.
Die
Tage im September galten dann den Vorbereitungen für den Transport der EB.
„Klinisch
rein“ sollte das Flugzeug sein. Das kannte ich bisher nur vom Hubschrauber.
Man
darf weder pflanzliche Stoffe (auch Holz) noch „Erde“ nach Australien
einführen.
Also
wurde erst einmal geputzt. Fahrwerk, Fahrwerkschacht, Spornrad und
Flächenrädchen wurden peinlichst genau gereinigt. Kein Grashalm und kein
Staubkorn durfte dranbleiben. Dies hat einige Zeit in Anspruch genommen. Bin
gespannt, was passiert, wenn die Australier bei der Einfuhr eine tote Mücke im
Flugzeug finden. Sie könnte ja tausend Larven hinterlassen haben. :-)
Es
nahm einige Tage in Anspruch, bis das Flugzeug nebst Zubehör im Anhänger
verstaut war. Im hinteren Instrumentenpilz wollte ich für Holger außer dem
vorhandenen Fahrtmesser und einer Variorundanzeige noch ein LX 9050 einbauen.
Also musste auch dafür noch ein kleines passendes Instrumentenbrett angefertigt
werden. Das LX 9050 als Leihgabe von Michael Seischab ist inzwischen ebenfalls
angekommen, muss aber nun in meinem Gepäck mit nach Down Under.
Mit
dem LX 9050 hat Holger auf dem Co-Pilotensitz die gleiche Anzeige wie ich
vorne.
Und
dann war da noch was mit der Zulassung des Flugzeuges.
Wie
ca. die Hälfte aller an der WM teilnehmenden Flugzeuge, hat auch die EB 28
edition eine „Permit to Fly“ Diese wird aber nicht weltweit anerkannt. Also
heißt es, bei der australischen Behörde, der „Civil Aviation Safety Authority“
eine entsprechende Erlaubnis einzuholen.
In
der ersten Mail waren 8 Punkte aufgeführt.
Den
letzten, achten Punkt gebe ich mal im Original wieder:
After
the above information has been submitted, a CASA fee estimate will be supplied
to you.
Aha,
auch in Australien wollen sie nur unser Bestes...
Nach
einigen Telefonaten mit Walter Binder (bei ihm befindet sich ja die
Flugzeugakte), hatte ich die Papiere zusammen. Kurzzeitig wurde der Scanner zur
„Heizungsunterstützung“ eingesetzt und danach die Unterlagen in elektronischer
Form nach Australien übermittelt.
Etwas
später kam dann eine weitere Mail aus Down Under mit zusätzlichen 5 Punkten
bezüglich der Zulassung des Flugzeuges. Nur gut, dass die EB noch nicht ganz
verpackt war. Unter anderem wurden noch Bilder von der Instrumentierung und dem
Flieger selbst mit Kennzeichen verlangt.
Langsam
stellte sich mir die Frage, was da noch alles verlangt wird.
16
Mails fanden den Weg von Helpsen nach Down Under und zurück. Dann wurden am
28.09. die Unterlagen von unserem australischen Ansprechpartner an die Behörde
übermittelt.
Inzwischen
ist Warten angesagt und ich hoffe, dass wir vor dem Ende der WM in die Luft
dürfen. :-)
Langsam
rückte auch das Verladen der Flugzeuge immer näher.
Insgesamt
wurden 3 Container geordert. 2 davon auf die Hahnweide bei Kircheim unter Teck
und der dritte zur Firma Spindelberger in Edermünde/Grifte.
Die
EB 28 sollte zusammen mit der EB 29 von Tassilo Bode und den beiden
18m-Fliegern von Matthias Sturm und Mario Kiesling in den Container, der zur
Firma Spindelberger geordert wurde.
Dort
sollte ein „Gestell“ stehen auf welches die Flugzeuge verzurrt werden sollten.
Das Gestell sollte dann in den Container....
Am
letzten Wochenende im September sollten dann die Flugzeuge verladen werden. Tassilo
und ich entschieden uns schon für Donnerstag, den 29., da Tassilo danach in den
Urlaub wollte. Die „Süddeutschen“ Matthias und Mario wollten dann am Samstag
nach Edermünde kommen.
Zwei
Wochen vor dem geplanten Verladetermin überschlugen sich dann die Ereignisse.
Am
14.09. ein Tag vor meinem Dienstantritt in Bad Berka erhielt ich die Mail, dass
wir nun die Flugzeuge per „Carnet“ versenden könnten. Dieses Carnet könnten wir
bei der IHK erwerben. Zusätzlich bräuchten wir noch eine Bankbürgschaft...
15
Minuten vor Geschäftsschluß war ich bei meiner IHK in Stadthagen. Natürlich war
der entsprechende Mitarbeiter nicht da. Die einzige anwesende Dame verkaufte
mir ein Carnet und gab mir diverse Telefonnummern. Danach glühten sowohl die
Telefon- als auch die Mailleitungen.
Und
am Donnerstag fuhr ich nach Bad Berka.
Das
Carnet wird benötigt, um eine Ware (Segelflugzeug) zoll- und steuerfrei für
eine bestimmte Zeit in ein anderes Land einzuführen. Die IHK gibt dafür die
Garantie und möchte deshalb von uns eine Bankbürgschaft über ein Drittel des
Warenwertes. Zunächst kursierten diverse Warenwertvorschläge durchs Netz.
Letztendlich war aber klar, dass wir reelle Werte angeben mussten.
Ups...
bei dem Flugzeugwert schießt die Bankbürgschaft gleich mal in Richtung 60
Mille.
Bis
zum geplanten Verladetermin war ich gerade mal einen Freitag und Samstag zu
Hause.
Wie
sollte das funktionieren? Ich glaube das wäre dann der Showstopper gewesen.
Walter
Binder rettete mich dann aus der Patsche. Er bot mir an, das Carnet über seine
Firma abzuwickeln, zumal er ebenfalls die Carnets für Michaels WM-Flieger und
für seinen eigenen Flieger beantragt hat.
Dann
war da noch die Zollaktion. Wir sollten mit dem Flugzeug zu unserem örtlichen
Zoll und dort das Carnet abstempeln lassen. Danach sollte noch der Zoll nach
Edermünde kommen und checken, ob die Flugzeuge auch im Container sind. Da ich
am einzigen mir verbleibenden Freitag nicht noch mit dem Anhänger nach Hameln
oder Hannover fahren wollte, sollte das Abstempeln der Carnets für uns in
Edermünde stattfinden. Am 22.09., auf dem Rückweg von meinem Dienst in Bad
Berka fuhr ich wieder bei Walter Binder vorbei. Inzwischen hat sich
herausgestellt, dass der Zoll in Kassel wohl kein Personal hat, um die
Zollkontrolle in Edermünde zu bewerkstelligen. Nach einem Telefonat mit Tassilo
sollte dann Walter Binder das Carnet zu Tassilo senden. Ich war ja nur am
folgenden Freitag und Samstag zu Hause. Ab Sonntag war ich schon wieder in Bad
Berka eingeteilt. Das Risiko, dass mich das Carnet in Helpsen nicht erreicht
war mir zu groß. Nach Bad Berka wollte ich es auch nicht nachsenden lassen, da
ich mir nicht sicher war, ob immer jemand anwesend sein würde, wenn es per
Einschreiben ankommen würde. Ein Telefonat mit dem Zollamt in Kassel ergab
dann, dass ich mit dem Flugzeug im Anhänger bei ihnen vorbei kommen könnte. Sie
würden mir dort dann das Carnet abstempeln.
Für
Donnerstag, den 29.09. hoffte ich dann auf ein geregeltes Dienstende. Dies trat
zu meiner Zufriedenheit auch ein. Also startete ich um 08:00 Richtung
Edermünde. Die EB hatte ich schon am 25.09. auf dem Weg nach Bad Berka bei der
Firma Spindelberger abgestellt.
Bei
der Ankunft in Edermünde sah ich den leeren Container aber kein Gestell??
Das
Gestell sollte wohl nicht genutzt werden. Genaueres wüsste der Chef, der zu
diesem Zeitpunkt aber noch in Puimoisson (Südfrankreich) oder gerade so auf dem
Rückweg war. Kurze Zeit später traf dann Tassilo mit seinem Helfer Uwe sowie
seinem Flieger ein. Ich konnte das für mich so wichtige Carnet von ihm in
Empfang nehmen und hatte alle Zeit der Welt um die 14 km zum Zollamt nach
Kassel zu fahren. Die Zollformalitäten waren schnell erledigt.
Zurück
in Edermünde wurde uns dann mitgeteilt, dass der Chef, Alfred Spindelberger ca.
14:00 in Kassel landen würde. Nach einer kurzen Verschnaufpause Alfred
Spindelbergers ging es dann los.
Fakt
war, dass das von uns kommunizierte Gestell für unsere Flugzeuge nicht passt.
Es mussten also neue Einbauten erstellt werden. Zunächst sollten jedoch die
beiden Rümpfe im Container positioniert werden, was relativ schnell von statten
ging.
Die
Schweißarbeiten und das Anpassen an die verschiedenen Flugzeugteile benötigten
jedoch ihre Zeit. Man merkte jedoch sofort, dass Alfred vom Fach ist, und solche
Einbauten nicht zum ersten Mal konstruiert. Alles war durchdacht und sinnig.
Tassilo
und sein Helfer Uwe hatten vorsorglich schon eine Übernachtung in Kassel eingeplant
und Zimmer gebucht. Am späten Nachmittag hat Tassilo dann auch für mich noch
ein Zimmer nachbestellt.
Wir
verließen Grifte in Richtung Kassel, bezogen unsere Hotelzimmer, suchten eine
nette Kneipe und ließen den Abend bei
einer Gerstenkaltschale gemütlich ausklingen.
Am
30.09. standen wir dann wieder um 08:30 bei der Firma Spindelberger auf der
Matte.
Flügel
rein in den Container; Flügel raus aus dem Container; Halterungen schweißen und
wieder einladen. Es dauerte. 6 Tragflächenteile sowie die beiden Höhenruder
waren noch zu verstauen.
Gegen
18:00 verließen wir Grifte. Unsere beiden Höhenruder sowie die äußeren
Flächenteile der EB 28 lagen da noch in der Werkshalle. Allerdings waren da
schon die Flächenauflagen für die Flieger von Mario und Matthias
fertiggestellt. Den Transportanhänger habe ich noch am selben Abend zur Firma
Binder nach Ostheim Rhön gefahren. Zwischen 01:00 und 02:00 war ich dann zu
Hause.
Am
Samstag, den 01.10. haben dann Mario und Matthias ihre Flieger eingeladen. Als ich
mich gegen 16:00 dann mal bei ihnen über den Stand der Dinge informieren
wollte, war ich total überrascht, dass sie schon auf dem Rückweg waren.
Alfred
Spindelberger hat dann noch mit seinen Mannen eine Sonderschicht eingelegt um
die Höhenruder und diverse äußere Flügelteile zu verstauen. Am Dienstag, den
04.10. wurde dann der Container verschlossen und ging auf die große Reise.
Auch
ich nahm eine kleine Auszeit und erkundete Dänemark mit meiner Frau Angelika.
Just
als wir am nördlichsten Zipfel Dänemarks waren, umrundete auch unser Dampfer
mit den Containern diesen Zipfel auf dem Weg in die Ostsee. Nicht gerade die
kürzeste Strecke nach Australien. Er hat wohl noch ein paar Container
geschultert bevor er endgültig nach Australien fuhr.
Es
wurde etwas ruhiger; nur Kleinigkeiten waren noch zu erledigen:
Die
Flugtickets waren schon lange gebucht, aber ein Visa musste beantragt werden.
Das
war recht einfach und per Internet schnell erledigt.
Wir
brauchten noch die FAI Sportlizenz (Federation Aeronautique International).
Dann
musste ich noch meinen „grauen Lappen“ gegen den neuen
Scheckkarten-Führerschein eintauschen
und einen internationalen Führerschein besorgen. Mit dem „grauen Lappen“ hätte
ich wohl kein Mietauto erhalten.
Mehrere
Mails wurden noch bezüglich möglicher Ersatzinstrumente umhergesendet.
Dann
der 21.11. ein kleiner Schreck:
Nach
zweimonatiger Wartezeit die Mail der Civil Aviation Safety Authority:
Please
find attached Special Flight Authorisation CASA SA 16/207 for D-KPWD.
Die
EB hat aber das Kennzeichen D-KPWB
Die
Änderung wurde gleich auf den Weg gebracht. Wenn das noch mal 2 Monate dauert
ist die WM vorbei...
Am
08.12. dann die Erlösung. Die Mail mit der berichtigten Fluggenehmigung.
Zu
diesem Zeitpunkt war auch der Dampfer mit unseren Containern in Melbourne
angekommen.
Am
19.12. dann der richtige Schocker.
Auf
dem Rückweg vom Friseur (Die Haartracht musste noch den zu erwarteten
Temperaturen angepasst werden) erreichte mich folgende WhatsApp:
„Unsere
Flugzeuge liegen wohl als Einzelteile im Hafen“
Da
hatte ich dann schon leicht feuchte Augen, und es waren keine Freudentränen...
Nach
den Vorbereitungen und dem finanziellen Einsatz liegen die Flugzeuge irgendwo
im Hafen.
Das
geht ja gar nicht. Nach bangen Stunden dann die Aufklärung.
Aus
irgendeinem unerklärlichen Grund wurden alle unsere Container von der Australian
Quarantine Inspection geöffnet und ausgepackt.
Das
war bisher noch nie geschehen und sollte eigentlich verhindert werden. Dabei
haben sie wohl in Unkenntnis der Konstruktion sowie deren Funktion die beiden
„kleinen“ Anhänger aus ihrem Container entpackt und es nachher nicht mehr
geschafft diese zu verstauen.
Wir
hoffen, dass die Flugzeuge keinen Schaden genommen haben und müssen diese nach
unserer Ankunft selbst nach Benalla transportieren.
Inzwischen
sitze ich in Lörrach auf gepackten und gewogenen Koffern.
Am
25.12. geht dann mein Flieger ab Zürich nach Melbourne.
Nun
ist es an der Zeit mich auch mal bei Walter Eisele zu bedanken. Unvorstellbar,
was er auf ehrenamtlicher Basis bezüglich der gesamten Organisation, des
Transportes der Flugzeuge sowie beim Troubleshooting geleistet hat!
Auch
Cornelia Gonet vom DAeC möchte ich nicht unerwähnt lassen. Sie hat uns viel
zugearbeitet und uns immer dezent auf anstehende Punkte hingewiesen.
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