Freitag, 23. Dezember 2016

Verpacken



Von Lasham zurück hieß es gleich wieder die Koffer packen:
Die DRF Luftrettung wollte mich auch mal sehen. Im August und September war ich ganze 20 Tage zu Hause. Die restliche Zeit verbrachte ich in Bad Berka und Regensburg.
Im August hatte ich noch zwei schöne Flugtage mit der EB 28 edition.


Die Tage im September galten dann den Vorbereitungen für den Transport der EB.
„Klinisch rein“ sollte das Flugzeug sein. Das kannte ich bisher nur vom Hubschrauber.
Man darf weder pflanzliche Stoffe (auch Holz) noch „Erde“ nach Australien einführen.
Also wurde erst einmal geputzt. Fahrwerk, Fahrwerkschacht, Spornrad und Flächenrädchen wurden peinlichst genau gereinigt. Kein Grashalm und kein Staubkorn durfte dranbleiben. Dies hat einige Zeit in Anspruch genommen. Bin gespannt, was passiert, wenn die Australier bei der Einfuhr eine tote Mücke im Flugzeug finden. Sie könnte ja tausend Larven hinterlassen haben. :-) 
Es nahm einige Tage in Anspruch, bis das Flugzeug nebst Zubehör im Anhänger verstaut war. Im hinteren Instrumentenpilz wollte ich für Holger außer dem vorhandenen Fahrtmesser und einer Variorundanzeige noch ein LX 9050 einbauen. Also musste auch dafür noch ein kleines passendes Instrumentenbrett angefertigt werden. Das LX 9050 als Leihgabe von Michael Seischab ist inzwischen ebenfalls angekommen, muss aber nun in meinem Gepäck mit nach Down Under.
Mit dem LX 9050 hat Holger auf dem Co-Pilotensitz die gleiche Anzeige wie ich vorne.

Und dann war da noch was mit der Zulassung des Flugzeuges.
Wie ca. die Hälfte aller an der WM teilnehmenden Flugzeuge, hat auch die EB 28 edition eine „Permit to Fly“ Diese wird aber nicht weltweit anerkannt. Also heißt es, bei der australischen Behörde, der „Civil Aviation Safety Authority“ eine entsprechende Erlaubnis einzuholen.
In der ersten Mail waren 8 Punkte aufgeführt.
Den letzten, achten Punkt gebe ich mal im Original wieder:
After the above information has been submitted, a CASA fee estimate will be supplied to you.
Aha, auch in Australien wollen sie nur unser Bestes...
Nach einigen Telefonaten mit Walter Binder (bei ihm befindet sich ja die Flugzeugakte), hatte ich die Papiere zusammen. Kurzzeitig wurde der Scanner zur „Heizungsunterstützung“ eingesetzt und danach die Unterlagen in elektronischer Form nach Australien übermittelt.
Etwas später kam dann eine weitere Mail aus Down Under mit zusätzlichen 5 Punkten bezüglich der Zulassung des Flugzeuges. Nur gut, dass die EB noch nicht ganz verpackt war. Unter anderem wurden noch Bilder von der Instrumentierung und dem Flieger selbst mit Kennzeichen verlangt.
Langsam stellte sich mir die Frage, was da noch alles verlangt wird.
16 Mails fanden den Weg von Helpsen nach Down Under und zurück. Dann wurden am 28.09. die Unterlagen von unserem australischen Ansprechpartner an die Behörde übermittelt.
Inzwischen ist Warten angesagt und ich hoffe, dass wir vor dem Ende der WM in die Luft dürfen. :-)

Langsam rückte auch das Verladen der Flugzeuge immer näher.
Insgesamt wurden 3 Container geordert. 2 davon auf die Hahnweide bei Kircheim unter Teck und der dritte zur Firma Spindelberger in Edermünde/Grifte.
Die EB 28 sollte zusammen mit der EB 29 von Tassilo Bode und den beiden 18m-Fliegern von Matthias Sturm und Mario Kiesling in den Container, der zur Firma Spindelberger geordert wurde.
Dort sollte ein „Gestell“ stehen auf welches die Flugzeuge verzurrt werden sollten. Das Gestell sollte dann in den Container....
Am letzten Wochenende im September sollten dann die Flugzeuge verladen werden. Tassilo und ich entschieden uns schon für Donnerstag, den 29., da Tassilo danach in den Urlaub wollte. Die „Süddeutschen“ Matthias und Mario wollten dann am Samstag nach Edermünde kommen.

Zwei Wochen vor dem geplanten Verladetermin überschlugen sich dann die Ereignisse.
Am 14.09. ein Tag vor meinem Dienstantritt in Bad Berka erhielt ich die Mail, dass wir nun die Flugzeuge per „Carnet“ versenden könnten. Dieses Carnet könnten wir bei der IHK erwerben. Zusätzlich bräuchten wir noch eine Bankbürgschaft...
15 Minuten vor Geschäftsschluß war ich bei meiner IHK in Stadthagen. Natürlich war der entsprechende Mitarbeiter nicht da. Die einzige anwesende Dame verkaufte mir ein Carnet und gab mir diverse Telefonnummern. Danach glühten sowohl die Telefon- als auch die Mailleitungen.
Und am Donnerstag fuhr ich nach Bad Berka.
Das Carnet wird benötigt, um eine Ware (Segelflugzeug) zoll- und steuerfrei für eine bestimmte Zeit in ein anderes Land einzuführen. Die IHK gibt dafür die Garantie und möchte deshalb von uns eine Bankbürgschaft über ein Drittel des Warenwertes. Zunächst kursierten diverse Warenwertvorschläge durchs Netz. Letztendlich war aber klar, dass wir reelle Werte angeben mussten.
Ups... bei dem Flugzeugwert schießt die Bankbürgschaft gleich mal in Richtung 60 Mille.
Bis zum geplanten Verladetermin war ich gerade mal einen Freitag und Samstag zu Hause.
Wie sollte das funktionieren? Ich glaube das wäre dann der Showstopper gewesen.
Walter Binder rettete mich dann aus der Patsche. Er bot mir an, das Carnet über seine Firma abzuwickeln, zumal er ebenfalls die Carnets für Michaels WM-Flieger und für seinen eigenen Flieger beantragt hat.
Dann war da noch die Zollaktion. Wir sollten mit dem Flugzeug zu unserem örtlichen Zoll und dort das Carnet abstempeln lassen. Danach sollte noch der Zoll nach Edermünde kommen und checken, ob die Flugzeuge auch im Container sind. Da ich am einzigen mir verbleibenden Freitag nicht noch mit dem Anhänger nach Hameln oder Hannover fahren wollte, sollte das Abstempeln der Carnets für uns in Edermünde stattfinden. Am 22.09., auf dem Rückweg von meinem Dienst in Bad Berka fuhr ich wieder bei Walter Binder vorbei. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass der Zoll in Kassel wohl kein Personal hat, um die Zollkontrolle in Edermünde zu bewerkstelligen. Nach einem Telefonat mit Tassilo sollte dann Walter Binder das Carnet zu Tassilo senden. Ich war ja nur am folgenden Freitag und Samstag zu Hause. Ab Sonntag war ich schon wieder in Bad Berka eingeteilt. Das Risiko, dass mich das Carnet in Helpsen nicht erreicht war mir zu groß. Nach Bad Berka wollte ich es auch nicht nachsenden lassen, da ich mir nicht sicher war, ob immer jemand anwesend sein würde, wenn es per Einschreiben ankommen würde. Ein Telefonat mit dem Zollamt in Kassel ergab dann, dass ich mit dem Flugzeug im Anhänger bei ihnen vorbei kommen könnte. Sie würden mir dort dann das Carnet abstempeln.
Für Donnerstag, den 29.09. hoffte ich dann auf ein geregeltes Dienstende. Dies trat zu meiner Zufriedenheit auch ein. Also startete ich um 08:00 Richtung Edermünde. Die EB hatte ich schon am 25.09. auf dem Weg nach Bad Berka bei der Firma Spindelberger abgestellt.
Bei der Ankunft in Edermünde sah ich den leeren Container aber kein Gestell??
Das Gestell sollte wohl nicht genutzt werden. Genaueres wüsste der Chef, der zu diesem Zeitpunkt aber noch in Puimoisson (Südfrankreich) oder gerade so auf dem Rückweg war. Kurze Zeit später traf dann Tassilo mit seinem Helfer Uwe sowie seinem Flieger ein. Ich konnte das für mich so wichtige Carnet von ihm in Empfang nehmen und hatte alle Zeit der Welt um die 14 km zum Zollamt nach Kassel zu fahren. Die Zollformalitäten waren schnell erledigt.
Zurück in Edermünde wurde uns dann mitgeteilt, dass der Chef, Alfred Spindelberger ca. 14:00 in Kassel landen würde. Nach einer kurzen Verschnaufpause Alfred Spindelbergers ging es dann los.
Fakt war, dass das von uns kommunizierte Gestell für unsere Flugzeuge nicht passt. Es mussten also neue Einbauten erstellt werden. Zunächst sollten jedoch die beiden Rümpfe im Container positioniert werden, was relativ schnell von statten ging.
Die Schweißarbeiten und das Anpassen an die verschiedenen Flugzeugteile benötigten jedoch ihre Zeit. Man merkte jedoch sofort, dass Alfred vom Fach ist, und solche Einbauten nicht zum ersten Mal konstruiert. Alles war durchdacht und sinnig.
Tassilo und sein Helfer Uwe hatten vorsorglich schon eine Übernachtung in Kassel eingeplant und Zimmer gebucht. Am späten Nachmittag hat Tassilo dann auch für mich noch ein Zimmer nachbestellt.
Gegen 18:00 waren dann die ersten 4 Tragflächenteile sowie die beiden Rümpfe im Container verstaut.
Wir verließen Grifte in Richtung Kassel, bezogen unsere Hotelzimmer, suchten eine nette Kneipe und ließen den Abend  bei einer Gerstenkaltschale gemütlich ausklingen.
Am 30.09. standen wir dann wieder um 08:30 bei der Firma Spindelberger auf der Matte.
Flügel rein in den Container; Flügel raus aus dem Container; Halterungen schweißen und wieder einladen. Es dauerte. 6 Tragflächenteile sowie die beiden Höhenruder waren noch zu verstauen. 


Gegen 18:00 verließen wir Grifte. Unsere beiden Höhenruder sowie die äußeren Flächenteile der EB 28 lagen da noch in der Werkshalle. Allerdings waren da schon die Flächenauflagen für die Flieger von Mario und Matthias fertiggestellt. Den Transportanhänger habe ich noch am selben Abend zur Firma Binder nach Ostheim Rhön gefahren. Zwischen 01:00 und 02:00 war ich dann zu Hause.
Am Samstag, den 01.10. haben dann Mario und Matthias ihre Flieger eingeladen. Als ich mich gegen 16:00 dann mal bei ihnen über den Stand der Dinge informieren wollte, war ich total überrascht, dass sie schon auf dem Rückweg waren.



Alfred Spindelberger hat dann noch mit seinen Mannen eine Sonderschicht eingelegt um die Höhenruder und diverse äußere Flügelteile zu verstauen. Am Dienstag, den 04.10. wurde dann der Container verschlossen und ging auf die große Reise.
Auch ich nahm eine kleine Auszeit und erkundete Dänemark mit meiner Frau Angelika.
Just als wir am nördlichsten Zipfel Dänemarks waren, umrundete auch unser Dampfer mit den Containern diesen Zipfel auf dem Weg in die Ostsee. Nicht gerade die kürzeste Strecke nach Australien. Er hat wohl noch ein paar Container geschultert bevor er endgültig nach Australien fuhr.
Es wurde etwas ruhiger; nur Kleinigkeiten waren noch zu erledigen:
Die Flugtickets waren schon lange gebucht, aber ein Visa musste beantragt werden.
Das war recht einfach und per Internet schnell erledigt.
Wir brauchten noch die FAI Sportlizenz (Federation Aeronautique International).
Dann musste ich noch meinen „grauen Lappen“ gegen den neuen Scheckkarten-Führerschein  eintauschen und einen internationalen Führerschein besorgen. Mit dem „grauen Lappen“ hätte ich wohl kein Mietauto erhalten.
Mehrere Mails wurden noch bezüglich möglicher Ersatzinstrumente umhergesendet.
Dann der 21.11. ein kleiner Schreck:
Nach zweimonatiger Wartezeit die Mail der Civil Aviation Safety Authority:
Please find attached Special Flight Authorisation CASA SA 16/207 for D-KPWD.
Die EB hat aber das Kennzeichen D-KPWB
Die Änderung wurde gleich auf den Weg gebracht. Wenn das noch mal 2 Monate dauert ist die WM vorbei...
Am 08.12. dann die Erlösung. Die Mail mit der berichtigten Fluggenehmigung.
Zu diesem Zeitpunkt war auch der Dampfer mit unseren Containern in Melbourne angekommen.
Am 19.12. dann der richtige Schocker.
Auf dem Rückweg vom Friseur (Die Haartracht musste noch den zu erwarteten Temperaturen angepasst werden) erreichte mich folgende WhatsApp:
„Unsere Flugzeuge liegen wohl als Einzelteile im Hafen“
Da hatte ich dann schon leicht feuchte Augen, und es waren keine Freudentränen...
Nach den Vorbereitungen und dem finanziellen Einsatz liegen die Flugzeuge irgendwo im Hafen.
Das geht ja gar nicht. Nach bangen Stunden dann die Aufklärung.
Aus irgendeinem unerklärlichen Grund wurden alle unsere Container von der Australian Quarantine Inspection geöffnet und ausgepackt.
Das war bisher noch nie geschehen und sollte eigentlich verhindert werden. Dabei haben sie wohl in Unkenntnis der Konstruktion sowie deren Funktion die beiden „kleinen“ Anhänger aus ihrem Container entpackt und es nachher nicht mehr geschafft diese zu verstauen.
Wir hoffen, dass die Flugzeuge keinen Schaden genommen haben und müssen diese nach unserer Ankunft selbst nach Benalla transportieren.
Inzwischen sitze ich in Lörrach auf gepackten und gewogenen Koffern.
Am 25.12. geht dann mein Flieger ab Zürich nach Melbourne.


Nun ist es an der Zeit mich auch mal bei Walter Eisele zu bedanken. Unvorstellbar, was er auf ehrenamtlicher Basis bezüglich der gesamten Organisation, des Transportes der Flugzeuge sowie beim Troubleshooting geleistet hat!
Auch Cornelia Gonet vom DAeC möchte ich nicht unerwähnt lassen. Sie hat uns viel zugearbeitet und uns immer dezent auf anstehende Punkte hingewiesen.


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