Die
Segelflugweltmeisterschaft war ein „Event“ der uns viel Spaß gemacht hat.
Nach
2010 in Szeged, war dies die zweite WM an der ich die deutsche
Segelfluggemeinde vertreten durfte. Und wie Tassilo schon sagte, war es ein
Privileg in Benalla teilnehmen zu dürfen.
Der
Zusammenstoß zweier Segelflugzeuge am 3. Wertungstag (eines davon aus dem
deutschen Team) hat natürlich die Stimmung gedämpft. Die beiden Piloten sind
aber den Umständen entsprechend glimpflich davon gekommen. Im Team Germany
haben sich alle gefreut, dass Michi die letzten Tage wieder mit uns zusammen in
Benalla verbringen konnte. Und ich glaube aus den Gesprächen mit ihm herausgehört
zu haben, dass er auf dem richtigen Weg ist, die ganze Angelegenheit gut zu verarbeiten.
Der
Blog hat mir zeitweise viel Arbeit bereitet, besonders wenn es wie so oft dann
gegen Mitternacht wurde bis er fertig war. Das Feedback zeigt mir aber, dass es
die Mühe wert war. Ich hoffe Ihr verzeiht mir, dass ich nicht alle Nachrichten
und Grüße persönlich beantwortet habe. Ich möchte Euch nun aber auf diesem Weg
mitteilen, dass ich mich über jede Eurer Nachrichten sei es per Mail oder per
WhatsApp riesig gefreut habe. Besonders habe ich mich über die Tatsache
gefreut, dass nicht eine Info mit einem negativen Touch dabei war.
Nun
ein paar fliegerische Aspekte:
Holger
und mir war von Anfang an klar, dass wir mit der EB 28 edition (ein super
Flugzeug), an guten Tagen nicht mit den neuen EB 29 R oder EB 29 DR mithalten
können würden. Auch die JS 1 würden an guten Tagen mit ihrer hohen
Flächenbelastung besser sein. Unsere Strategie war folgende: Wir wollten im
besten Wetterzeitfenster fliegen. Auch wenn wir dabei relativ früh abfliegen
mussten. Die Pokerei um einen späten Abflug wollten wir bewusst nicht
mitmachen, da wir befürchteten, dann nach hinten raus zu fallen und am Abend
nicht mehr nach Hause zu kommen.
In
den beiden besseren Trainingstagen mit Basishöhen über 3000mNN und
„Wolkenthermik“ hat es auch ganz gut funktioniert. Wir waren 2 Mal unter den
ersten 10 mit einem über 150er Schnitt. Am ersten Wertungstag mit schwacher
Wolkenthermik hat unsere Taktik auch ganz gut funktioniert.
Dann
kamen jedoch die ersten beiden Blauthermiktage. Wir sind wie geplant zum für
uns besten Zeitpunkt abgeflogen, wurden jedoch fliegerisch eingeholt und
wertungstechnisch langsam nach hinten weitergereicht.
Die
Stimmung war dann bei uns auf dem Tiefpunkt, als wir bei der 750km Aufgabe
einen der letzten Plätze belegt haben. Wir sind wie gewohnt früher abgeflogen,
zumal schon beim Abflug klar war, dass wir die Aufgabe mit einem 150er Schnitt
fliegen mussten um noch unter guten Bedingungen nach Hause zu kommen. Ca. 40%
konnten wir unter bester Wolkenthermik zurücklegen. Die letzten 200 km war aber
Blauthermik angesagt. Hier haben wir erkannt, dass wir relativ gut mit den JS 1
mithalten konnten. Sie sind uns zwar davon geglitten, aber wir konnten beim
Kurbeln wieder Höhe gut machen. Im Endanflug bei km 100 waren wir sogar voraus,
haben aber leider kein vernünftiges Steigen mehr gefunden. Zu dem Zeitpunkt
waren wir noch mit einem 145er Schnitt unterwegs. Nur 10km hinter uns haben
unsere Verfolger wohl besseres Steigen gefunden, waren über 1000m höher als wir
und konnten nach Hause gleiten. Wir kämpften ums Überleben, und haben es noch
nach Hause geschafft. Der Schnitt reduzierte sich aber auf gute 130 km/h.
Michael und Tassilo haben an dem Tag souverän demonstriert, wie gut sie fliegen
können und welches Leistungspotential in ihren EB 29 R steckt. Gegen dieses Flugzeug
ist kein Kraut gewachsen! Sie standen mit über 160 km/h in der Wertung.
Die
restlichen Tage sind wir dann nicht mehr ganz so früh abgeflogen, konnten gut
mit der „JS 1 – Flotte“ mithalten und haben uns wertungstechnisch wieder etwas
nach vorne gearbeitet. Dabei hat Holger mit dem einen oder anderen Endanflug,
bei mir für den Zuwachs einiger grauen Haare gesorgt.
Als
Ziel hatten wir uns eigentlich die Top Ten vorgestellt. Natürlich träumt man
auch mal von einer noch besseren Platzierung. Letztendlich haben wir den 11.
Platz belegt, mit dem wir zufrieden sind.
Zur
Organisation bzw. Wettbewerbsleitung:
Die
ganze WM war schon extrem bürokratisch durchorganisiert. Dabei sorgten einige
Maßnahmen für Unverständnis und Missbilligung. Wir mussten alle Mitglied beim Gliding
Club of Victoria und bei dessen australischem Dachverband werden. Dafür waren
zusätzliche $ 138 zu berappen. Das war weder bei der WM in Szeged noch bei der
EM in Vinon so. Wir mussten Sauerstoffanlagen montieren und durften dann für
den bereitgestellten Sauerstoff weitere $ 20 auf den Tisch legen, ob wir Sauerstoff
benötigten oder nicht. Dabei sagte ein Segelflieger, dass er 6 Jahre in Benalla
geflogen sei und nie Sauerstoff benötigt hätte....
Wettbewerbsleiter
und Tasksetter haben ihre Aufgaben beherrscht, dabei wurden zu Beginn die
Aufgaben etwas kurz ausgeschrieben, was zu längerer Pokerei und relativ späten
Abflugzeiten führte. Nach ein paar Tagen wurden aber die Strecken an das
maximal mögliche angepasst. Das reduzierte dann die Wartezeiten zwischen
Öffnung der Abfluglinie und den tatsächlichen Abflügen. Allerdings gab es dann
auf Grund der größeren Strecken mehr Teilnehmer die die gestellten Aufgaben nicht
mehr beenden konnten.
Schade
fand ich, dass wir bei unserem 3. Tagesplatz lediglich eine Plakette bekamen,
obwohl wir im Doppelsitzer zu zweit geflogen sind. Und dies obwohl unser Team
Captain darauf hingewiesen hat.
Bezüglich
der sozialen Events lässt sich folgendes sagen.
Es
gab während der WM zunächst den australischen
Abend. Für $ 25 gab es Musik und Fingerfood. Die Getränke gingen extra. Na
ja. Selbst die australischen WM Teilnehmer waren teilweise beschämt. Bei allen
bisherigen nationalen Abenden der Ausrichter waren diese gratis. Man hat dafür
entsprechende Sponsoren gefunden.
Dass
es auch anders geht haben dann die australischen WM-Teilnehmer beim Nationenabend bewiesen. Von Getränken
über gegrilltes Lamm und vielen weiteren Kleinigkeiten gab es vieles bis zum
Nachtisch. Auch alle anderen Nationen haben sich richtig ins Zeug gelegt. Eine
gelungene Veranstaltung.
Über
den Abschlussabend haben dann wieder
viele Teilnehmer die Nase gerümpft. Die Musik war super. Das Doggy-Bag war jedoch
unter aller Kanone. Lediglich die Piloten wurden von den $ 30 Kosten verschont.
Es gab Teilnehmer, die habe über den Pizza-Bringdienst das Essen kommen lassen.
Die
genannten Kritikpunkte waren für mich jedoch eher von marginaler Bedeutung.
Die
WM in Benalla war für mich das absolute Highlight meiner segelfliegerischen
Laufbahn. Ich habe wieder viele Segelflieger getroffen, mit denen ich zum
ersten Mal in Szeged zusammen kam.
Segelfliegen
war zwar der Hauptaspekt der Reise. Ein weiterer, mir auch sehr wichtiger
Aspekt, bestand darin, Land und Leute etwas näher kennen zu lernen.
Mit
unseren Gasteltern Lois und Neil hat Anne-Kathrin ins Goldene getroffen. So
eine Gastfreundschaft und Teilnahme an unserem „Event“ habe ich noch nie
erlebt. Auch ihre Nachbarn John und Betty waren mit Interesse dabei. Sie waren
an allen Abenden dabei und unser Team war nicht nur einmal bei Lois und Neil
eingeladen.
Diese Beziehung war, auch nach Aussage anderer aus dem Team Germany,
wohl einzigartig.
Auch
bei Familie Bartram waren wir an einem Abend eingeladen. Ihr Sohn Andrew ist Schlepppilot
und hat ein Jahr in Deutschland studiert. Auch dies war ein sehr schöner Abend.
Vom
Land haben wir aus dem Flugzeug viel gesehen. Aber auch an neutralisierten
Tagen konnten wir die Umgebung mit Weingebiet, Wasserfall und alte
Goldgräberstätte kennenlernen. Und nachdem die Flieger wieder verpackt waren
haben wir noch einen kleinen Teil der Great Ocean Road und Melbourne gesehen.
In
den nächsten Tagen folgt noch ein weiterer Beitrag.
Also
nicht vergessen und noch einmal rein schauen!